Freiwillige Mithilfe auf schwedischen Bauernhöfen

– hej hallå och tack så mycket!

 

Der Tag beginnt mit einer Tasse Kaffee und einer entspannten Morgenbesprechung: Was steht heute an und was möchtest du gerne machen? Genau diese Freiheit und Vielfalt macht das freiwillige Helfen auf Bauernhöfen so besonders.
Das Leben und die Aufgaben auf einem Bauernhof sind unglaublich vielseitig – von der Versorgung der Tiere über das Anlegen von Beeten bis hin zur Ernte und Verarbeitung der Lebensmittel. Doch kein Hof gleicht dem anderen. Wer freiwillig auf einem Bauernhof mitwirkt, taucht in den Alltag eines landwirtschaftlichen Betriebs ein und lernt dabei auch die Lebenseinstellung und Wirtschaftsweise jener Menschen kennen, die hinter dem Hof stehen.

Traditionelle Gästehäuser als Unterkunft und eine bunte Vielzahl an Aufgaben und Tätigkeiten auf den schwedischen Bio-Bauernhöfen (eigene Aufnahmen)

WWOOF – Das Netzwerk für freiwillige Helfer:innen auf biologischen Höfen

Worldwide Opportunities on Organic Farms (WWOOF) verbindet Menschen mit biologischen Höfen und fördert den Austausch von Wissen und Kultur. Als WWOOFer:in nimmt man am täglichen Leben der Gastgeber auf einem biologischen Hof teil. WWOOFer:innen erhalten für ihre Mithilfe auf dem Hof freie Unterkunft und Verpflegung. Im Sommer 2024 habe ich die Möglichkeit genutzt und verschiedene WWOOF-Betriebe in Schweden kennengelernt  – eine Erfahrung, die nicht nur meinen Blick auf die Landwirtschaft erweitert, sondern auch neue Perspektiven für meinen weiteren Lebensweg mitgegeben hat.

Drei Höfe, viele Erlebnisse

Bauernhof, Küstenluft und Naturreservate

Meine erste WWOOF-Erfahrung habe ich auf einem Milchviehbetrieb mit einer kleinen Käserei südlich von Stockholm gemacht. Die Milchprodukte wurden direkt im Hofladen und auf dem Bauernmarkt verkauft. In der Regel helfen die Freiwilligen einen Halbtag (fünf bis sechs Stunden) am Hof mit. Dafür bekommt man Kost und Logis. Gemeinsame Mittagspausen und Ausflüge am Wochenende ließen genug Zeit, um Land und Leute kennenzulernen. Dabei gab es viel zu erkungen – von Kleinstädten entlang der Küste bis hin zu unberührten Naturreservaten.

Fika – Kaffe och Kanelbullar

Weiter ging es auf einen kleinen Betrieb in der Region Halland. Meine Zeit auf diesem Hof wurde besonders geprägt vom Kreislaufgedanken der Hofeigentümer und dem Ziel der weitgehenden Selbstversorgung. Während Obstbäume und diverse Sträucher Früchte und Beeren für Säfte und Marmelade lieferten, sprühte der Garten voller Kräuter und verschiedenem Gemüse, welches sorgfältig für den Eigenverbrauch genutzt oder haltbar gemacht wurde. Nachhaltigkeit war hier nicht nur ein Konzept, sondern gelebter Alltag. Fika – eine schwedische Tradition, bei der man sich gemeinsam Zeit für einen Kaffee nimmt, oft in Kombination mit einer Zimtschnecke, wurde hier nicht nur als Pause, sondern viel mehr auch als Auszeit für gute Gespräche genutzt. Ein weiteres Augenmerk des Hofes war die umgebaute Scheune, die als Yoga-Studio genutzt wurde. Als besonders angenehm empfand ich die Zeit auf diesem Hof, weil ich meine eigenen Interessen stark in meine Tätigkeiten integrieren konnte. 

Französische Galettes, schwedisches Eis und internationale Freitagabende

Das Gartencafé in Dalarna hatte nicht nur eine vielseitige Speisekarte, sondern auch ein buntes Tagesprogramm. Vormittags gab es im Café Brunch mit köstlichen Pancakes, zu Mittag französische Galettes (süß und pikant), Freitag abends internationale Küche – mit Gerichten, die fast ausschließlich aus hofeigenen Zutaten bestanden. Bei diesem Betrieb war ich hauptsächlich im Garten, der Küche sowie im Service tätig. Besonders inspirierend fand ich die Gespräche mit den beiden Hofeigentümern. Durch Kooperationen mit nahegelegenen Schulen und dem örtlichen Kindergarten gab es einen regen Austauch. Regelmäßig verbrachten Kinder einen Nachmittag auf dem Hof und lernten spielerisch, wo ihr Essen herkommt und was es rund um den Anbau zu beachten gibt.

Freundschaften und kultureller Austausch

Neben all den praktischen Erfahrungen durfte ich tolle Menschen aus der ganzen Welt kennenlernen, von den gastfreundlichen Hofbesitzer:innen bis hin zu internationalen WWOOFer:innen, die mit mir gemeinsam auf den Betrieben gelebt haben. Der Austausch über Traditionen, Einblicke der Methodenvielfalt nachhaltiger Landwirtschaft und das einfache Leben abseits des gewohnten Alltags machte diese Zeit besonders wertvoll. Innerhalb kürzester Zeit beschäftigt man sich mit den Thematiken der Ess-, Sprach- und Lebenskultur verschiedener Länder.

Vorfreude auf weitere Abenteuer 

Freiwilliges Helfen auf Bauernhöfen ist mehr als nur eine Möglichkeit um zu reisen und ein Land kennen zu lernen – es ist eine Chance, neue Perspektiven auf das Leben und die Landwirtschaft zu gewinnen. Die Mischung aus Natur, Gemeinschaft und sinnstiftenden Aufgaben bietet ein einzigartiges Erlebnis. 

Für mich steht fest: Es gibt noch vieles mehr zu entdecken! Ich möchte weiterhin auf anderen Höfe helfen, inspirierende Menschen kennenzulernen, neue Perspektiven und Ideen gewinnen. Diese Erfahrung kann ich jedem nur ans Herz legen – wer sich auf das Abenteuer einlässt, wird nicht nur die Landwirtschaft aus erster Hand erleben, sondern auch sich selbst ein Stück weit neu entdecken

Weitere Infos

Ein Artikel von Anna Mößler

Anna Mößler ist Studentin der BOKU University und macht zudem die Ausbildung an der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik. Von klein auf verbringt sie ihre Freizeit gerne auf der Alm und am Bauernhof in Gmünd in Kärnten. Seit einigen Jahren nutzt sie nun auch die Möglichkeit auf anderen landwirtschaftlichen Betreiben praktische Erfahrungen zu sammeln. Dabei gibt es viel zu lernen und entdecken!